Flattening the Curve – Covid-19 explained I

1.000.000 antizipierte Corona-Patienten auf 500.000 Krankenhausbetten in Deutschland! Wenn du merkst, dass 500.000 Menschen hier keine medizinische Behandlung erfahren können, bleibst du nach dem Flatten-the-Curve-Ansatz die nächsten Wochen viel zu Hause.

Der Artikel Flattening the Curve – Covid-19 explained I ist ein Artikel aus der Artikel-Serie Covid-19 explained, der verschiedene wichtige Informationen zur Corona-Pandemie aus verschiedenen Quellen aggregiert und aufbereitet.

Das Konzept: Flattening the Curve – Verlangsamung der Volks-Infektion

Zurzeit gilt es als sicher, dass zwischen 40% und 70% der Bevölkerung an irgendeinem Punkt mit dem Covid-19-Virus infizieren werden. Das ist nicht das Problem, weil ein Großteil der Erkrankungen (ca. 80%) mild verlaufen werden. Dennoch werden 20% der erkrankten Patienten in irgendeiner Form Hilfe in einem Krankenhaus suchen müssen. Nach aktuellen Schätzungen beträgt die Anzahl der Leute, die im Krankenhaus behandelt werden müssen weit über 1 Millionen im Laufe der kommenden Monate. Allerdings haben wir zurzeit in Deutschland nur ca. 500.000 Krankenhausbetten und mit entsprechendem Kranken-Pflege-Personal. Dazu kommt, dass zu dem meisten Zeitpunkten ca. 80% unserer Betten im Gesundheitssystem belegt sind. D.h. im Klartext:

Wenn zu irgendeinem Zeitpunkt in den kommenden Wochen die Anzahl der Covid-19-Patienten die Anzahl der verfügbaren Bettten übersteigt, sind wir am Ar***. Dann werden entweder Coronoa-Patienten nicht behandelt werden können oder Menschen mit schwerwiegenden anderen Erkrankungen werden nicht behandelt werden können!

So wie es aussieht, wird dieser Zustand in den kommenden Wochen noch eintreten. Entsprechend müssen Staaten und ihre Bürger versuchen die Verbreitung des Virus einzudämmen, sodass der Peak (Höhepunkt) der Versorgungsbedürftigen niemals die Kapazität von Betten und Personal übersteigt. Die geschieht, indem wir alle so viel Zeit wie möglich zu Hause verbringen und keine anderen Menschen anstecken, sodass sich nicht alle Menschen direkt im März oder April infizieren, sondern eine Art kontinuierliche Infektions- und Erkrankungswelle über das Jahr entwickeln können.

Ich lass es kurz Klaus Kleber erklären:

Video: Klaus Kleber erklärt Flattening the Curve

Coronavirus: Darum sollten wir jetzt zuhause bleiben

Das zeigt die Grafik im Clip:

Coronoa Verlauf Kurve Deutschland

In dieser Grafik seht ihr, dass die Fälle mit ärztlicher Betreuung und Intensivbetreuung in rot und orange auf dem Graphen (leider ohne Y-Achse) im aktuellen Modell leider an vielen Punkten größer ist als die Klinik-Kapazität, die als gestichelte weiße Linie. Die rote und orange Fläche sind die über 1 Millionen antizipierten Patienten. Die gestrichelt weiße Linie sind die etwa 500.000 Klinikbetten in Deutschland. D.h. jede Auslastung oberhalb der Klinik-Kapazität führt dazu, dass Patienten mit schweren Erkrankungen (Corona oder nicht) nicht behandelt werden können und abgewiesen werden.

Daher ist das Ziel, dass sich alle Patienten nicht bis Ende April ins Krankenhaus rennen, sondern verteilt eher bis Ende Juli oder Ende des Jahres:

Corona Pandemie Verbreitung Plan

Wer schlau genug war, diese Graphen zu verstehen, wird hoffentlich seine sozialen Interaktionen in den kommenden Wochen massiv herunterfahren. Denn die Gleichung ist wie folgt:

Du gehst aus dem Haus > Du wirst angesteckt (auch wenn du keine Symptome hast) > Du steckst Menschen an, die du triffst > Diese Menschen infizieren jemanden, der einen schweren Krankheitsverlauf haben wird > Diese müssen ins Krankenhaus > Kliniken sind überlastet > Infizierter Patient stirbt, weil Behandlung nicht ausreichend ist > Nicht-Corona-Patient stirbt, weil alle Ärzte und Pfleger sich um Corona-Patienten kümmern!

Fragen für Menschen, die noch immer ihrem Alltag nachgehen

Wenn du zurzeit noch Menschen triffst, die ungehindert ins Fitness-Studio gehen oder in der Innenstadt beim Fashion-Shopping sind, solltest du ihnen folgende Fragen stellen:
(„Hast du keine Angst am Virus zu sterben“ funktioniert leider nicht so gut.)

  • Möchtest du Teil einer Kette sein, die hunderte Menschen tötet? (Kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?)
  • Kennst du Menschen, die zurzeit in chronischer Behandlung im Gesundheitssystem sind (z.B. Krebspatienten oder Menschen, die operiert wurden)? Ist es OK für dich, dass diese in Zukunft nicht mehr behandelt werden oder gar Komplikationen aus ihren Erkrankungen entwickeln, nur weil du hier in der Stadt chillen willst?
  • Ist es OK für dich, dass du demnächst im Krankenhaus abgewiesen wirst, wenn du einen Auto-Unfall hattest oder eine andere akute Erkrankung bekommen hast?
  • Kennst du einen Pfleger oder Ärzte, die in Krankenhäusern arbeiten? Hättest du ein Problem damit, dass die wissen, dass die letzten 100 Patienten, die sich behandelt haben, nur im Krankenhaus waren, weil du ins Fitness-Studio gegangen bist statt deine 100 Burpies zu Hause zu machen?

Aus meiner Erfahrung ist es wichtig, diese Fragen ein wenig von der Pandemie gelöst zu stellen, weil sich Menschen in diesem Zuge gerne in Ja-Aber-Aussagen verstricken. Nichts desto trotz ist es immer wieder interessant ein klares Ja oder Nein auf diese Fragen zu erhalten.

Dennoch ist die Corona-Krise ein paradoxes Survival-Szenario für viele Menschen, wenn sie sich fragen, warum sie jetzt nicht mehr vor die Tür gehen dürfen. Denn in vielen Fällen wird vorweg genommen, dass nur ca. 5% der Fälle so kritisch verlaufen, dass man von dem Virus sterben kann und die Sterberate ebenfalls „nur“ zwischen 2% und 4% liegt. Entsprechend ist für die Menschen schnell klar, dass sie selbst einer geringe Gefahr ausgesetzt sind. Um sich das Ausmaß ihres Handelns vorzustellen müssen sie abstrahieren können und sich die Geschehnisse vorstellen, die sie in Gang setzen und die potenziell andere Menschen das Leben kostet!

Entdecke Artikel der Covid-19 explained Serie:

Covid-19 explained I – Flatten the Curve

Covid-19 explained II – Anzahl Infizierter

Covid-19 explained III – Fragen and Corona-Leugner

Covid-19 explained IV – Sterberaten

Christoph Kleine
Christoph Kleine

... Managing Director bei THE BIG C Agency & Gründer von internetzkidz.de. Neben Online-Marketing beschäftigt er sich mit Usability, Web-Analytics, Marketing-Controlling und Businessplanung. Xing, LinkedIn.

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