Sind Gutenberg-Blöcke schlecht für WordPress SEO?

Seit einigen Monaten beschleicht mich der Verdacht, dass meine Blogbeiträge mit Gutenberg-Blöcken schlechter ranken als die Beiträge, die aus klassischen Absätzen bestehen. Ich habe ein Experiment aufgesetzt, das mich eventuell der Wahrheit ein Stückchen näher bringt.

Experiment-Setup: Gutenberg-Überschriften und -Absätze vs. Klassische Absätze

Wer meinen Blog via RSS oder Mail abonniert hat, wird wahrscheinlich gemerkt haben, dass ich den letzten Beitrag Darkmode-Tracking mit Google Analytics und Tagmanager doppelt veröffentlicht habe. Jetzt bin ich zwar ungeschickt und faul, aber ein solches Meisterwerk der Dummheit hätte ich selbst morgens um 6:30h nicht hinbekommen. Es handelt sich hierbei um ein Experiment-Setup zur Evaluation der Ranking-Fähigkeit von Beiträgen mit Gutenberg-Blöcken.

Entsprechend enthalten beide Artikel die gleichen Inhalte, sind aber mit unterschiedlichen Editor-Elementen erstellt worden.

Gutenberg-Blöcke wie Bilder, Überschriften, Absätze:

Der Gutenberg-Block „Klassischer Absatz“ (alle Bilder wurden quasi inline eingefügt):

Beide Artikel wurden zum gleichen Zeitpunkt publiziert und enthalten neben den gleichen Inhalten auch die gleichen Meta-Daten. Lediglich die URLs unterscheiden sich jeweiligen Postfix. -def steht hierbei für die Version mit dem klassichen Absatz. -gut markiert den Artikel mit den Gutenberg-Blöcken.

Meine These ist: Der Google-Bot bevorzugt WordPress-Blogbeiträge, die im klassischen Editor bzw. in einem fließenden Absatz erstellt wurden!
Dazu werde ich mir in den kommenden Wochen anschauen, welcher der beiden Beiträge von Google gerankt wird! Finden sich für den Default-Beitrag mehr Rankings, kann ich meine These zwar immer noch nicht belegen, aber ich fühle mich sicherer, dass ich mich auf der richtigen Spur befinde. (Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass ich damit Duplicate Content generiere).

Ich habe zurzeit zwei Gründe diesen Verdacht zu schöpfen.

Indiz 1: Meine Top-SEO-Beiträge wurden im Default Editor verfasst!

Schaue ich bei mir zurzeit in die Google-Search-Console-Performance-Auswertung (oder auch in Google Analytics), sehe ich vor allem, dass Beiträge aus den Zeiten klassischen WordPress-Editors zurzeit meine Ranking- und Traffic-Cashcows sind. Allerdings erstelle ich zurzeit fast alle meine Seiten und Beiträge fast nur noch mit den neuen Gutenberg-Blöcken. Die Schreib-Experience ist einfach deutlich besser. Wenn wir uns das Ganze jetzt mal in einem Zahlen-Konstrukt anschauen, sieht es wie folgt aus:

BeitragEditor (Style)
/2018/12/15-powerpoint-hacks-design-noobs/Default Editor
/2015/05/11-internet-memes-die-ihr-kennen-solltet/Default Editor
/2016/06/google-slides-farben-template/Default Editor
/2019/07/so-viel-verdient-gamer-youtube-twitch/Default Editor
/2012/05/email-adressen-automatisch-generieren/Gutenberg
/2019/06/schema-json-ld-fur-wordpress/Default Editor
/2019/09/recap-private-post-digitalisieren-caya/Gutenberg
/2019/07/loyaletten-hype-online-shop-down-kontra-k/Default Editor
/2013/08/suits-und-house-of-lies-schauen/Default Editor
/2015/05/warum-handys-groesser-werden/Default Editor

Die obere Tabelle suggeriert, dass 80% meiner Top-SEO-Beiträge im klassischen Editor erstellt wurden. Dadurch werden die Beiträge aus dem Gutenberg-Editor quasi „verdächtig“. Die Berufs-Zweifler unter euch werden den ein oder anderen Fehler aber bereits gesehen haben.

  • Womöglich sind diese Abweichungen nur Themen-bedingt. Wahrscheinlich habe ich kaum noch originäre Content-Ideen seitdem ich den Gutenberg-Editor als Default-Editor verwende.
  • SEO bzw. die Generierung von organischem Traffic ist ein langfristiges Spiel. Wertvolle Rankings brauchen meist 3 bis 6 Monate bis sie sich entwickeln. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Tabelle eigentlich nur eine Beschwerde im Wortlaut: Meine älteren Blogbeiträge ranken besser als meine neuen. Und das wiederum wäre logisch. (An der URL Struktur kann man bei Bedarf den Ursprungsmonat der Artikel auslesen.)

Also brauchen wir mehr Indizien. Dieser Umstand erklärt nur meine Paranoia, weil ich in diese Auswertungen mehrmals wöchentlich hineinschaue.

Indiz 2: Gutenberg-Absätze verursachen mehr DOM-Knoten!

Vor einem halben Jahr habe ich im Zuge eines OMT-SEO-Webinars mal etwas von dem Thema „DOM-Knoten-Relevanz für SEO“ gehört. Die Kurzfassung der Aussage, die dort hängen geblieben ist, ist eigentlich:

Je weniger DOM-Knoten ein HTML-Element hat, desto besser ist es für Google zu indexieren und zu ranken.

Würde auch Sinn machen. Weniger DOM-Knoten würden zu kleineren HTML-Files führen, weniger Processing-Power und Speicher einnehmen auf Seiten des Crawlers und generell für eine simplere Form einer Website sprechen. Die zunehmende Verschachtelung von Zeilen in Spalten in Zeilen ist dabei in der Web-Entwicklung definitiv keine gute Angewohnheit und (aus meiner Sicht) maßgeblich von Frontend-Frameworks getrieben.

Schauen wir aber mal in meine beiden Seiten-Versionen herein.

Wenn ich den Article-Body in beiden HTML-Versionen isoliere komme ich bei der Default Editor Variante auf 70 Zeilen Code. Bei der Gutenberg-Variante sind es 91 Zeilen Code. Wenn ich nach Knoten in der ersten Instanz in Brackets suche präsentieren sich die Daten wie folgt. Default-Editor: 19. Gutenberg-Editor: 32.

Wordpress Default Editor vs. Gutenberg Editor Code LIne Comparison

Das sind erstmal schon ziemlich mächtige Zahlen. Der Gutenberg-Editor produziert 68% mehr Knoten als der Default Editor!

Aus Gründen der Sentimentalität werfe ich noch einen Blick in SEOQuake. Das Tool gibt mir eine simple Text-to-HTML-Ration aus. Die Text-to-HTML-Ratio des Default-Editors ist 36.01%. Die Ratio der Gutenberg-Version ist 35.47%. Auch dieser Datenpunkt füttert meine Paranoia – wenn auch nur marginal.

Wordpress Default Editor vs. Gutenberg Editor Text to HTML Comparison

Die entscheidende Frage ist: What is next? Ich werde 4 Wochen warten und schauen welche der beiden Beitragsversionen der Google-Bot als primäre Version wahrnimmt. Damit wäre für mich ein weiteres Indiz hinter der Frage gegeben: Welchen Editor hält Google für leichter verdaulich?!

Christoph Kleine
Christoph Kleine

... Managing Director bei THE BIG C Agency & Gründer von internetzkidz.de. Neben Online-Marketing beschäftigt er sich mit Usability, Web-Analytics, Marketing-Controlling und Businessplanung. Xing, LinkedIn.

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