Mit dem Aufkommen des Coronavirus haben auch Fake-News eine neue Stufe der gesellschaftlichen Manipulation erreicht.
Egal ob Wahlkampf, rechte Hetze oder Coronavirus: Fake-News erreichen uns täglich via sozialen Netzwerken, Messengern und Suchmaschinen. Sie tragen mittlerweile maßgelich zu Fehl-Informationen und Meinungsbildung in unserer Gesellschaft bei. Dabei sind typische Links zu Fake-Artikeln noch nicht einmal die schlimmste Form von Fake-News. Um das Thema „Fake News in Corona-Zeiten“ erkläre ich in diesem Beitrag die verschiedenen Formen, Formate und Anfertigung von Fake-Meldungen.
Dabei versuche ich ohne die Referenzierungen falscher Meldungen auszukommen.
Formen und Nachrichten von Fake-News
In den vergangen Wochen konnte ich verschiedene Arten von Fake-News im Web beobachten. Dazu zählen:
- Meldungen, die aktuelle Geschehnisse überspitzen
- Meldungen, die aktuelle Geschehnisse konterkarieren
- Meldungen, die die aktuelle Realität in Frage stellen
- Meldungen, die neue Tatsachen bereitstellen
Meldungen, die aktuelle Geschehnisse überspitzen
Zu Beginn der Krise waren vor allem Fake-News nachgefragt, die Maßnahmen der Regierungen der Welt überspitzt dargestellt haben. Während europäische Länder Social Distancing predigten, verbreiteten Agitatoren Meldungen über geplante Ausgangssperren, die bereits hinter verschlossenen Türen beschlossene Sache zu sein scheinen.
Diese Art der Fake-News sind besonders erfolgreich, weil sie Ängste von Menschen zu bestätigen scheinen. Zwar fühlt man sich nach dem Lesen und Teilen nicht besser, aber man hat das Gefühl: Habe ich doch richtig befürchtet!
Meldungen, die aktuelle Geschehnisse konterkarieren
Hand in Hand mit der Überspitzung von Themen geht auch die krasse Gegensteuerung gegen aktuelle politische und gesellschaftliche Entscheidungen. Beliebt sind dabei vor allem Fake-Meldungen, die versuchen die Grundlage von politischen Entscheidungen anzuzweifeln. So sind unter anderem Pseudo-Beweise präsentiert worden, dass alle chinesischen Zahlen gelogen waren oder, dass der Krankheitsverlauf analog der Grippe ist.
Meldungen die gegen aktuelle Geschehnisse kommunizieren sind häufig außerordentlich interessant, da sie Menschen Hoffnung geben, wo es zurzeit anscheinend keine gibt. Es ist gar nicht alles so schlimm …
Meldungen, die die aktuelle Realität in Frage stellen
Mitunter die schwersten Schäden verursachen Fake-News, die die gesamte Realität in Frage stellen. Diese Meldungen reden dann nicht mehr von Wissenschaft und Virus, sondern von Kartellen, Geheimorganisationen oder Aliens. So wird dann womöglich behauptet, dass Pharma-Konzerne oder Regierungen den Virus verbreiten oder Regierungen einen Virus frei erfunden haben. Dies ist teils katastrophal, weil diese Art der Kommunikation auch noch die wissenschaftlichen Argumente nimmt, die zur Widerlegung der falschen Thesen sonst hergenommen würden.
Diese Meldungen sind vor allem erfolgreich oder haben eine hohe Durchdringung, weil sie Krisen und Katastrophen vollständig aus den Köpfen der Menschen verdrängen können. Wenn es gar kein Virus gibt, kann es auch keine negativen Konsequenzen für mich geben …
Meldungen, die neue Tatsachen bereitstellen
Neben gezielter Falschmeldungen können in Krisenzeiten auch Trittbrettfahrer auftreten, die neue Tatsachen in den Social Networks präsentieren wollen. Diese Tritbrettfahrer dichten der aktuellen Debatte einfach neue Informationen zu. Dazu können Dinge zählen wie neue Fake-Studien, unbekannte Verbreitungswege oder neue Heilmittel, die noch niemand entdeckt hat. Man kann hinter vielen dieser Meldungen auch wirtschaftliche Interessen vermuten. Manche der Meldung forcieren auch bestimmte (Kauf-) Handlungen von heilenden Steinen oder Nahrungsergänzungsmitteln.
Diese Art der Fake News sind insbesondere so verbreitet, weil sie Menschen neue Handlungsoptionen aufzeigt in Zeiten, in denen man eigentlich nichts machen kann außer abzuwarten. Wenn ich nur das kaufe, dann geht es bald wieder so weiter wie immer …
Gefährliche Fake-News Formate
Überraschender Weise sind Blog-Artikel gar nicht mal gefährlichste Format für Fake-News. Hat man eine Website ist es eigentlich relativ einfach Quellen nachzuvollziehen und Seriosität der Site zu checken. Wirklich gefährlich sind zurzeit (mobile) Screenshots von Fake-News und Audio-Files.
Screenshots von Fake-News-Meldungen
Wenn über Messenger wie whatsapp oder facebook messenger wieder Screenshots von Fake-News verbreitet werden, ist normalerweise wieder Holland in Not. In wenigen Sekunden ist der Screenshot weitergeleitet und ich komme gar nicht auf die Idee den Artikel zu lesen (weil ich den Inhalt ja gar nicht habe). Ich habe ein Überschrift, ein Logo und eine große Headline.
Die Herkunft von Screenshots ist für den Anwender nur sehr schwer nachzuvollziehen und wenn dann sehr aufwendig. Erschwerend hinzukommt, dass gängige Messenger ursprüngliche Infos aus Bild-Dateien häufig in Konvertierungsprozessen überschreiben oder filtern. Dabei wissen viele Web User nicht wie einfach es ist, den Screenshot einer Website zu faken. Deshalb habe ich im nächsten Abschnitt mal kurz demonstriert, wie schnell ich eine Fake-News erstellen kann.
Fake-News per Audio Files
Whatsapp Audio Files sind eine neue virale Quelle für Fake-News. Der Vorteil für die Urheber: Im Gegensatz zu Video-Dateien brauche ich kein Gesicht zu meinen Fake News präsentieren. Anonymität ist zwar nicht garantiert, aber sehr wahrscheinlich. Auch bei Audio-Files gehen wieder Meta-Informationen bei Konvertierungen auf facebook und whatsapp verloren.
Erst letzte Woche hat mich so eine fragwürdige englische Audio-Nachricht erreicht, in der eine Frau Schuhe und Bekleidung als Haupt-Verteiler für das Virus präsentieren wollte.
Experiment: So schnell baue ich eine Fake-News
Da ich nicht zur Verbreitung von Fake-News beitragen möchte, habe ich mit Absicht das Satire-Magazin Postillion als Frame für meine Meldung verwendet. Selbst wenn diese Meldungen verbreitet würde, würde sie womöglich weitestgehend angezweifelt.
Schritt 1: Ich brauche Content
Ich werde mal einen „seriösen“ Artikel der Südeutschen Zeitung in das Gewand des Postillion tauchen. Dazu nehme ich die Artikel:
Ausgangsmeldung: https://www.sueddeutsche.de/leben/ostern-osterhase-eier-1.4870656
Neuer Look: https://www.der-postillon.com/2020/04/biene-pollenallergie.html
Schritt 2: Inhalt mit der Chrome Console übertragen
Klicke ich in meinem Chrome Browser mit der rechten Maustaste auf eine Website, kann ich unter Untersuchen ein neues Fenster öffnen. Im Tab Elements wartet dann der HTML-Quelltext zur Bearbeitung auf mich. In das Fenster des Postillion füge ich nun den HTML-Code der Süddeutsche Seite ein.
Schritt 3: Fertige Fake-News
Chrome Console schließen und mit dem Windows Snipping Tool abfotografieren. Fertig sind meine Fake News.
Schritt 4: Mobile Optimierung von Fake News
Wer liest heute noch Nachrichten auf dem Notebook? Ich muss das Ganze noch so aussehen lassen, als hätte ich die Meldung auf dem Handy gesehen. Dazu kann ich sogar noch die Darstellung auf der Breite meines Handys innerhalb von Chrome simulieren. Herauskommt dabei ein Bild, das ich problemlos via whatsapp verbreiten kann.