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CEOs & Investoren: Voice-Markt ist kein Geheimnis

Voice-Devices und digitale Assistenten kommen – und die Geschäftswelt dreht vor Unsicherheit und Unwissenheit durch. Zu Unrecht – wie man an ein paar Entwicklungen ableiten kann.

Tatsächlich haben wir einen ähnlich rapiden Umbruch in der Medien- oder Device-Nutzung bereits einmal erlebt als die Endgeräte in unseren Händen plötzlich wieder größer und dazu noch interaktiver wurden: Bei der Massen-Adaption des Smartphones. Genauer gesagt, bei der Entwicklung der App-Ökosysteme (die damalige Version des Google Play Stores und itunes). Die App-Economy hat uns in den letzten Jahren viele Trends und Marktbewegungen (in Form von Kapital) verschafft, allerdings hat sie mittlerweile ein Maturity-Level und eine gewisse Konstanz erreicht, so dass sie uns helfen kann, den zukünftigen Markt für Voice-Skills und -Applikationen zu verstehen.
Lasst uns also mal eine Zeitreise durch die App-Economy machen, um zu schauen, welche Art von Voice-Applikationen sich bewehren werden und welche Art von Anwendungen uns kurz- und mittelfristig Spaß bereiten werden, aber vielleicht auch wieder so schnell verschwinden werden, wie sie gekommen sind.

Management-Summary: Diese Applikationen und Skills werden wir im Voice-Bereich noch erleben:

Für alle hier genannten Punkte gibt es weiter unten nochmal eine ausführliche Sektion, die die jeweiligen Gedanken etwas genauer aufgreift.

Gemeinsamkeit Voice und App Ecosystem
  • Es wird eine große Nachfrage nach Bullshit-Skills geben. Typischer Output sind Geräusche wie das Öffnen einer Bierflasche oder eines Peitschenhiebes (whipped). Auch Prank-Skills wie künstliche Alarm-Durchsagen oder ähnliches sind denkbar. Die Tatsache, dass der Furz-Skill bereits jetzt schon den Amazon Echo Store rockt, bestärkt mich in dieser These. Diese Apps haben normalerweise keinen direkten Monetarisierungsansatz.
  • Temporär werden einfache kollaborative Quizzes mit Freunden boomen. Einfache Spiele wie Quizduell oder Montagsmaler werden für Voice-Funktionen adaptiert und wir werden ein paar Monate damit verbringen diese gegen oder mit unseren Freunden zu spielen. Das Thema wird hypen, aber am Ende bleiben nur die Rätsel-Nerds übrig.
  • Wenn auch etwas später als die oberen beiden Segmente werden sophisticated Fitness- und Feel-Good-Skills einen neuen Markt für sich entdecken. Egal ob Joggen, Meditation oder Ernährung: Es wird kein Problem mehr sein, sein Leben zu dokumentieren und im Gegenzug gesagt zu bekommen, was im nächsten Schritt zu tun ist. Diese Skills hätten sogar ein Monetarisierungspotenzial.
  • Es wird ein kleines Markt-Segment für Utility-Apps geben, die Standard-Funktionen der Devices Amazon Echo (Alexa) oder Google Home dediziert besser machen und somit einen Layer über dem eigentlichen Voice-OS abbilden können. Typische Anwendungen sind eine verbesserte Voice-Erkennung (analog zur Tastatur) oder einfache Wecker- und Taschenrechner-Apps
  • Porn (Audio-Porn?) wird auch im Voice-Segment – genau wie im Mobile-Segment – eine schwere Zeit haben, da es sich um kuratierte Ökosysteme von Amazon und Google handelt, die mit strengen AGBs und Auflagen gegen diese Art des Contents vorgehen.
  • Advertising wird auch auf Voice-Devices die Währung der armen Non-Paying Users werden. Wer Skills kostenlos nutzt, wird Werbung hören. Ein Schelm ist, wer schonmal an Audio-Ad-Exchanges (mit Anbindung an Podcast-Plattformen) gedacht hat.

Exkurs: Das werden ein paar der Voice-Evergreens sein

  • Kommunikations-Apps werden wahrscheinlich auf Voice-Devices die Skill-Charts nicht so schnell verlassen, sind sie erst einmal darin. Die meisten innovativen Plattformen wurden userseitig erst einmal zur Herstellung von Kommunikation verwendet. Personal Computer = E-Mail, ICQ, Skype. Smartphone = Whatsapp, facebook.
  • Spiele sind die andere konstante in der Welt der Applikationen. Wir kennen sie noch aus den Windows 95-Zeiten und den frühen Android- und iOS-Gehversuchen. Wie Spiele in einem Voice-Assistant-Age aussehen bleibt abzuwarten. Strategie? Shooter? Karaoke?
Beliebteste App Categories Gaming und Communications

Alles gar nicht so magisch, oder?! Aber hoffentlich sinnig.

Bevor wir in die Detaillierung der Themen springen, noch einen weiteren Ausblick und die Darstellung der Rahmenbedingungen dieser Predictions.

Diese finanziellen Entwicklungen werden wir im Voice-Segment sehen

Business Journey of Voice skill prediction
  • Akquisition von Skills, die kritische Reichweiten erreichen. Erreicht z.B. eine Messaging-App eine kaum replizierbare Nutzermasse, wird Sie von einem größeren Player akquiriert (nicht zuletzt weil das Revenue-Potenzial aus Kommunikations-Applikationen begrenzt ist)
  • Akquisition von Skills, die die eine einzigartige und vor allem fehlerfreie technische Infrastruktur haben, werden zum Akquisitionstarget. Gerade wenn Sie für den User keinen Mehrwert bieten (d.h. keine Reichweite aufbauen), werden Sie in den Händen von langsamen Unternehmen zu einem mächtigen Instrument.
  • Die Abstürze der One-Hit-Wonder. Einige Skills werden unglaublich schnell aus dem Boden schießen und massive Reichweite erreichen. Kurz darauf werden Sie wieder aus der Nutzung des Users verschwinden, bevor die Entwickler das Advertising-Pixel überhaupt verbauen können. Vorsicht also vor Investitionen in One-Hit-Wonder.
  • Leveraging von Nutzerdaten und Reichweiten. Gute Skills oder Apps, die keine direkte Monetarisierung haben, werden Ihren Wert durch Sammlung von Nutzerdaten und den Weiterverkauf Ihrer Reichweite (Werbung) leveragen müssen. Solange es noch keine Standardlösungen für diese Art von Data-Collection gibt, müssen Amazon und Google APIs für eine Art Retargeting-Bucket bemüht werden.

Abstecken der Rahmenbedingungen: Diese Aussagen sind nutzer-zentriert

Und noch ein paar Klarstellungen zu den Rahmenbedingungen, unter diesen diese Aussagen eintreffen werden:

  1. Wir gehen von einem Nutzer-zentrierten und Nachfrage-orientierten Markt aus (Was will der User?)
  2. Es handelt sich hierbei nicht um ein Wünsch-dir-was für Businesses! (Wie können Firmen Geld verdienen?)
  3. Wir können dem User auch nicht vorschreiben, was er mit der Technologie machen soll. D.h. die Aussagen sind nicht an sinnvollen Use-Cases angelehnt! (Wofür sollte man die Technologie am besten benutzen?).

Des Weiteren könnten diese Trends parallel mit einer Art Meta-Entwicklung passieren. So ist das Long-Term-Game für Voice vielleicht:

  1. Die Ännäherung an die Technologie mit Multimedia-Anwendungen (Musik hören, Zeitung vorlesen lassen)
  2. Steuerung von Smarthome (Ansteuerung von Glühbirnen und Fernseher)
  3. Auslagerung von einfachen Einkäufen (z.B. Lebensmittel oder digitale Güter).
  4. Übertragung von lästigen Aufgaben an einen Voice-Assistenten (Management von Finanzen, Koordination von Terminen, etc.)
Adaption im Voice Markt

Detaillierung der kurz- und mittelfristigen Entwicklungen im Voice Markt

Es wird eine große Nachfrage nach Bullshit-Skills geben

Typischer Output sind Geräusche wie das Öffnen einer Bierflasche oder eines Peitschenhiebes (whipped). Auch Prank-Skills wie künstliche Alarm-Durchsagen oder ähnliches sind denkbar. Die Tatsache, dass der Furz-Skill bereits jetzt schon den Amazon Echo Store rockt, bestärkt mich in dieser These. Diese Apps haben normalerweise keinen direkten Monetarisierungsansatz.

alexa charts pups generator

Der Pups Generator ist bereits seit Monaten in den Skill-Charts vertreten und auch kaum von sinnvolleren Skills zu verdrängen.

Eins meiner Lieblingsbeispiele aus der App-Economy aus den frühen Tagen war die Yo-App. Initial konnten User lediglich „Yo“ an ihre Kontakte bzw. Freunde senden. Die App wurde jedoch schnell heruntergeladen und überzeugte zuerst über den Fun-Faktor. Später blieben eine Kern-Nutzerschaft erhalten, weil die App als Messaging-Plattform super schnell und einfach funktionierte.

Temporär werden einfache kollaborative Quizzes mit Freunden boomen

Einfache Spiele wie Quizduell könnten auf Voice Devices neue Höhen erreichen (wenn vielleicht auch nur temporär). Die App Quizduell wurde in der Smartphone Version über Nacht zum Mega-Hit und wurde von den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern sogar in eine Fernsehshow gepresst. Das Potenzial einer Voice-Quiz-App scheint auf jeden Fall spektakulär. Ich könnte auf der Couch Wer wird Millionär gegen meine Freunde spielen und hätte keinen Eingabe-Lag.

Eine andere beliebte App, die mir in Erinnerung geblieben ist, ist der Montagsmaler / Drawing with Friends. Mögliche weitere Adaptionen sind z.B. Abwandlungen von Tabu oder Wer bin ich?.

Sophisticated Fitness- und Feel-Good-Skills werden einen neuen Markt für sich entdecken

Still und heimlich sind Apps aus dem Feel-Good-Segment auf dem Smartphone zum Meister der Monetarisierung geworden. Ob es die zahlreichen Meditations-Apps sind, die mittlerweile aus dem Boden schießen oder auch die zahlreichen App-Fitness-Kurse wie Freeletics. Es ist also zu erwarten, dass auch im Voice-Segment virtuelle Coaches Einzug halten werden. Egal ob Joggen, Meditation oder Ernährung: Es wird kein Problem mehr sein, sein Leben zu dokumentieren und im Gegenzug gesagt zu bekommen, was im nächsten Schritt zu tun ist. Diese Skills können wahrscheinlich direkt über Subscription-Modelle oder In-App-Purchases monetarisieren.

Wie die Funktionen im genauen aussehen werden, bleibt gespannt abzuwarten. Während Fitness- und Yoga-Kurse nahezu 1:1 übertragen werden könnten, ist es auch möglich, dass viele Apps zum Self-Management auftauchen könnten, die zum einen auf die nativen Reminder-Funktionen der Voice-Devices aufbauen, aber gleichzeitig auch seemless in die Arbeitsumgebung des Users auf Smartphone und Notebook integrieren.

Fitness Skills für Alexa

Es wird ein kleines Markt-Segment für Utility-Apps geben

Sowohl Google als auch Amazon bauen in Ihre Devices Standard-Utilities ein. Dazu gehören normalerweise Dinge wie: Taschenrechner, Wecker, Countdown, Kalender, Reminder oder  Stoppuhr. Auf Smartphones sind diese Funktionen meistens „fertig“ entwickelt und werden von den Herausgebern nicht sonderlich fokussiert in der Feature-Entwicklung. Daher gibt es auch heute z.B. noch Apps, die mir z.B. einen schöneren Wecker mit mehr Tönen zur Verfügung stellen oder eine Taschenrechner-App, die komplexe mathematische Formeln aus einem Foto auslesen und lösen kann.

Für den Voice-Markt gibt es hier auch noch eine ganze Palette von Applikationen, die entwickelt werden können. Ein paar die Anwendungen könnten sein:

  • Speech-To-Text-Skills (die ein Äquivalent zu MS Word-Anwendungen darstellen könnten)
  • Intelligentere Wecker und Timer, die auf Wochentag-Basis beplant werden können
  • Notizen-Sammler (ähnlich wie Evernote)
  • Dokumenten-Manager wie z.B. Passbook oder Drive

Interessant wird in diesem Kontext auch wie die verschiedenen Push-Notifications in den Devices von den Skill-Entwicklern utilisiert werden. Hiermit kann man z.B. viele sinnvolle Hinweise proaktiv geben, muss aber auch abwägen, an welchen Stellen es nervig, zu werblich oder gar creepy wird (wenn sich ein Lautsprecher ständig ungefragt zu Wort meldet).

Advertising wird die Währung der armen Non-Paying Users werden

Wie auch schon in der App-Economy werden die wenigstens Skills gegen einen Preis erworben werden. Auch wenn mittlerweile eine Generation von Usern heranwächst, die wissen, dass man für einen guten digitalen Service mal 2€ ausgeben kann, wird es auch im Voice-Segment viel indirekte Monetarisierung geben müssen: D.h. Werbung. Wer jetzt schnell ist, kann das nächste große Ad-Network für Voice bauen, indem er ein Framework entwickelt, das in neue Content-Skills integriert.

Wer Inspiration benötigt, kann sich anschauen, wie Spotify seine non-paying Users mit Audio-Werbung bespielt. Alternativ kann es auch das Revival der Radio-Experten werden, die bei Voice-Werbung ihren zweiten Frühling erleben. Könnt ihr euch Dauerbeschallung mit Seitenbacher-Müsli-Werbung rund um die Uhr aus eurer Amazon Alexa vorstellen? Ich persönlich nicht.

https://www.youtube.com/watch?v=AoIDeJk5VZA

Welche Segmente werden aus eurer Sicht boomen?

Welche Skills werden aus deiner Sicht die neue Voice-Ära dominieren? Aus welchen Ansätzen entstehen vielleicht die neuen Billion-Dollar-Business? Schreib es in die Kommentare und join the conversation!

Christoph Kleine
Christoph Kleine

... Managing Director bei THE BIG C Agency & Gründer von internetzkidz.de. Neben Online-Marketing beschäftigt er sich mit Usability, Web-Analytics, Marketing-Controlling und Businessplanung. Xing, LinkedIn.

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