Wer mit Rasierklingen viral geht, der kann auch Klopapier auf youtube verkaufen.
Neues Produkt = neues Video. So ist die Gleichung beim US-Abo-Versender für Rasierklingen dollarshaveclub.com. Mittlerweile versucht es der Shop mit einer neuen Produktlinie: Klopapier. Die Firma um CEO Mike, der in beiden Videos die Hauptrolle spielt, hatte im Jahr 2012 für Aufsehen gesorgt: Mit einem selbst-ironischen viralen Video legt das Abo-Startup einen sensationellen Start in den Markt hin.
Aber schaut euch das Video erstmal an und dann kommen wir zu den interessanten Take-Aways für euer Business.
Auch wenn der zweite Clip sicherlich nicht mehr die Traktion auf die Straße bekommt, ist der Dollar Shave Club immer noch ein gern gesehenes E-Commerce Beispiel bei mir – nicht nur weil es eins der wenigen Videos ist, dass wirklich mal „viral gegangen“ ist (dafür nutze ich es hauptsächlich in Schulungen). Viel eher ist es ein gutes Beispiel wie Unternehmen sich ständig verändern müssen, um Wachstum erzielen zu können.
Das Chaos in den Griff bekommen
Stellen wir uns nur mal die Geschichte von Mike und seinem Rasierklingen-Versand in den letzten Monaten vor. Du machst ein Video, das über 10 Millionen mal auf youtube angesehen wird. Es kommen tausende Bestellungen rein. Und weil es ungefähr 10 mal so viele Bestellungen sind wie du erwartet hast, musst du dir erstmal von deinen neuen Kunden jede Menge Beschwerden anhören. Und weil die Idee auch noch so gut/innovativ ist, fängt der Rest der Männer im Netz noch an sich zu beschweren, dass du nicht auch nach Europa oder Asien lieferst.
Also verbringst du die kommenden Monate erstmal damit aufzuräumen: Bestellungen ordnen, Lieferanten-Vereinbarungen erweitern, Leute einstellen, Kunden vertrösten und du setzt dir das Ziel zum Datum X alles wie geschmiert laufen zu haben. In den Folgemonaten versuchst du dann ein wenig mehr Geld auf deine Produkte zu machen. Du ziehst die Prozesse glatt, optimierst die Supply-Chain und versuchst vertikal vielleicht sogar mehr selber machen zu können.
Und dann noch wachsen – aber wohin?
Und irgendwann kommt der Moment, an dem du merkst: Irgendwie ist mir das doch zu wenig Geld, was am Ende Monats in der Firma bleibt oder auf meinem Konto landet. (In vielen StartUps sind es dann vor allem Investoren die früh auf Wachstum pushen). Also versuchst du zu wachsen. Aber wohin? Und grade als du am verzweifeln bist, weil du vertikal nicht auch noch das Erz für die Klingen aus den Minen holen kannst, da fällt dir ein, dass ja beim Launch viele Leute in anderen Ländern deine Produkte haben wollten. Also rechnen wir schnell das Marktvolumen, den Wettbewerb und die Logistikkosten in Übersee durch und merken:
Mist! Da haben sich schon überall Copycats breit gemacht. (In Deutschland ist das übrigens Mornin‘ Glory.)
Also gehst du auf ein weniger attraktives, aber wenig umkämpftes Produktsegment in deinem Heimatmarkt, das zufälligerweise auch noch mit deinem aktuellen Abo-Modell verbunden ist.
*So jedenfalls stelle ich mir die Geschichte von dollarshaveclub.com vor.
Und wer von euch das erste Video noch nicht gesehen hat, der hat echt etwas verpasst. Also hier: