Poetry Slams mit wissenschaftlichen Themen – das Konzept hinter Science Slams erobert deutsche Hochschulen.
Das Konzept hinter Science Slams
Ich bin heute über Umwege mit einem neuen Genre in der youtube-Unterhaltung bekannt gemacht worden. Science Slams sind Poetry Slams mit wissenschaftlichen Themen. Gar nicht so abwegig, muss ich jetzt rückblickend sagen. Denn schon während des Studiums hatte ich den ein oder anderen Dozenten, der Themen so unterhaltsam und verständlich rübergebracht hat, dass er auf den Comedy-Bühnen der Welt nicht wirklich negativ aufgefallen wäre.
Aufhänger dieses Hypes momentan ist ein Video: Frauentheorie von Robert Idel, gehalten an der Uni Mannheim. Aber um den eigentlichen Reiz dieser Veranstaltungen zu verstehen, muss man die verschiedenen Acts einfach sehen und hören. Deshalb alles nacheinander.
Frauentheorie von Robert Idel an der Uni Mannheim
Dieser nette Mathematiker erklärt seinem Publikum wie man die Datebarkeit von Frauen mathematisch aufarbeiten und fassbar machen kann. Sein Vorbild hierbei: Barney Stinson aus der Dokumentation How I met your Mother. Das erklärt auch den Titel „nach dem Satz von Stinson“. Eine ganze Menge Vektoren, Gleichungen und algebraische Strukturen zeigt er dann auch noch die Grenzen der Theorie über die „Frau als abstraktes Wesen“ auf.
Und auch wenn ich den Text jetzt oben verfasst habe, kann ich immernoch keine illustrative Zusammenfassung der Geschehnisse in diesem Hörsaal geben. Ich checke bei weitem nicht alle Formeln, aber das gesamte Konstrukt scheint schlüssig und hat auch immer wieder Elemente, die man mal irgendwo gehört hat. Also, schaut es euch an.
Video: Science Slam Uni Mannheim, Platz 1: „Frauentheorie“ (Robert Idel)
Highlights der Frauentheorie
- Das Lemma vom Nerd
- Wir brauchen komplexe Zahlen für Frauen
- Lösung des Problems: „Frauen sind beschränkt“
- Wirtschaftsmathematiker kommen öfter mit Frauen in Kontakt
Sebastian Köffer – Der Wirtschaftsinformatiker
Der „fette Nerd im Anzug“ erklärt „predictive analytics“ und eigentlich nur das Konstrukt der Daten-Analyse. Ein sehr guter Einsteiger-Beitrag, da das Thema nicht zu tief ist und der Slamer rhetorisch relativ begabt ist.
Highlights: Der Wirtschaftsinformatiker
- Cross-Selling bei Amazon am Beispiel von Florian Silbereisen
- Beispiele für predictive Search von Google
- Die Menge von Daten auf diesem Planeten
Video: Science Slam Gewinnerbeitrag
Boris Lemmer – Bis(s) ins Innere des Protons (Münster)
Sehr interessanter Beitrag über Teilchenphysik und einen Teilchenbeschleuniger. Hier habe ich, glaub ich, das meiste gelernt heute, obwohl das Thema wirklich nur sehr allgemein umrissen wird. Der Science Slamer spricht leider sehr / viel zu schnell. Aber wer das Ende des Videos sieht, der weiß auch warum. Ich glaube, er hat auch noch Potential, was Humor in seinem Vortrag angeht, aber nichts desto Trotz: Richtig gutes Video!
Video: Boris Lemmer beim Science Slam XXL in Münster (10. Juni 2011): Bis(s) ins Innere des Protons
Und immer wenn man sich so denkt:
Eigentlich würde ich sowas ja auch ganz gerne machen, aber dieses BWL- / Internet-Zeug, das du machst, ist ja nicht wirklich wissenschaftlich und „science-tauglich“.
– Ich, immer.
Und in diesem Moment kommt der Kollege vorbei:
Martin Storbeck – Die Grenzen von Kollaboration (Braunschweig)
Ein Beitrag mit sehr coolen Visuals, aber vor allem mit einem Thema, das jeder sich mal vor Augen führen sollte – Das Prinzip „Wikipedia“ im Kontrast zu einem Lexikon wie dem Brockhaus. Er erzählt wie „Brockhaus“ den Aufsprung auf den Wissenszug verpasste, wie diese Firmen jetzt versuchen Strukturen Crowd-Strukturen wie im Netz in Firmen zu integrieren und warum das nicht klappen kann (Stichwort Long-Tail). Achso: Und das Internet ist für Pornographie erfunden worden. 😀
Video: Martin Storbeck – Science Slam Finale – 19 juni 2010
Es gibt noch zahlreiche andere Vorträge, die ähnlich interessant sind. Ein paar Beispiele: Der Hodenknacker-Fisch, Politische Arbeitsrecht-Sprechung, Bildgebende Verfahren bei Schlaganfällen.
Wer übrigens gerne in seiner Freizeit ungezwungen dazulernt, dem kann ich ebenso wie die Science Slams auch noch folgende Adressen empfehlen